Welche Auswirkungen wird Indiens „Türkiye-Boykott“ auf den Tourismus haben?

Die enge Haltung der Türkei gegenüber Pakistan im anhaltenden politischen Spannungsfeld zwischen Indien und Pakistan hat in der indischen Öffentlichkeit Unbehagen hervorgerufen. Es gibt zunehmend Aufrufe zu einem Tourismusboykott der Türkei, insbesondere unter dem Hashtag #TurkeyBoycott, der sich in den sozialen Medien rasant verbreitet hat.

Während sich in den indischen Medien die Kommentare häuften, die lauteten: „Lasst uns die Hochzeiten, für die wir Millionen von Dollar ausgeben, in anderen Ländern abhalten“, war zu beobachten, dass sich einige Hochzeitsplaner dafür entschieden, sich statt der Türkei Reisezielen wie Thailand, Dubai und Italien zuzuwenden. Vertreter der Tourismusbranche in der Türkei gehen mit dieser Situation jedoch recht gelassen und vorsichtig um.

Laut der Zeitung Türkiye Gazetesi sagte Gökhan Sönmez, ein Tourismusbüro und Reiseveranstalter in Antalya: „Dass die Inder nicht kommen, berührt uns nicht besonders. Die Türkei ist in dieser Hinsicht kein kleines und schwaches Tourismusland. Allein aus Russland kommen fast sieben Millionen Touristen zu uns. Auch aus Ländern wie Deutschland, England, Polen und den Niederlanden kommen viele Touristen. Indische Hochzeiten sind zwar luxuriös, aber zahlenmäßig sehr begrenzt.“ Sönmez sagte außerdem: „In diesem Jahr haben die Frühbuchungen einen Rekordstand erreicht. Ab Juni wird es schwierig sein, freie Hotelzimmer zu finden. 2024 könnte ein goldenes Jahr für Touristen werden. Wenn die Inder nicht kommen, werden Pakistaner kommen, Menschen aus Europa werden kommen. Das Potenzial der Türkei ist enorm.“

Antalya entschädigt sich

Deniz Karahasanoğlu, der auch als Hochzeitsplaner in Antalya arbeitet, sagte: „Indische Touristen organisieren hauptsächlich große Hochzeiten in Antalya. Sie schließen die größten Hotels der Region für eine Woche oder zehn Tage und feiern prächtige Hochzeiten. Die Ausgaben für Hochzeiten sind recht hoch. Man spricht von über 10.000 Dollar pro Person. Die Absage von Hochzeiten wird jedoch keinen großen Verlust für den Tourismus in Antalya bedeuten. Denn in diesem Jahr besteht eine starke Nachfrage nach Hotels aus vielen Ländern, insbesondere aus Europa. Große Organisationen und Konzerte werden geplant. Daher sollte das Ausbleiben indischer Touristen nicht als Schlag für den Tourismus angesehen werden. Ich glaube auch nicht, dass alle Inder diesen Boykottaufrufen Folge leisten werden.“

Auf der anderen Seite gibt es auch Tourismusfachleute, die vorsichtigere Aussagen machen. Diese Kreise betonen, dass der Tourismus ein über der Politik stehender Sektor sei und als rauchfreie Industrie einen bedeutenden Beitrag zur türkischen Wirtschaft leiste. In den abgegebenen Erklärungen heißt es: „Jeder Tourist ist wertvoll. Verluste, die auf scheinbar kleinen Märkten entstehen, können mit der Zeit große Unterschiede bedeuten. Es ist von Vorteil, als Land alle Türen offen zu halten.“

Unterstützung kam aus Pakistan

250.000 bis 300.000 indische Touristen kommen jedes Jahr in die Türkei. Es wurde erwartet, dass die Zahl der Touristen im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent steigen würde. Allerdings könnte die Boykottfrage Auswirkungen auf diese Situation haben. Andererseits kommen auch aus Pakistan Forderungen nach einer Unterstützung des türkischen Tourismus. Auf der Tourismusmesse, die letzten Monat in Pakistan stattfand, fanden Sitzungen mit dem Titel „Entdecken Sie das Tourismuspotenzial der Türkei“ statt. Darüber hinaus wurden zwischen der Türkei und Pakistan neue Kooperationen im Bereich Tourismus unterzeichnet. In diesem Sinne wird erklärt, dass der mögliche Verlust indischer Touristen durch Pakistan ausgeglichen werden könne und dass auch das Interesse chinesischer Touristen an der Türkei zunehme. Es ist auch bekannt, dass jedes Jahr etwa 35.000 bis 40.000 türkische Touristen Indien besuchen.